Sool im 1. Weltkrieg 1914 - 1918

 

aus den Protokollen der Gemeindeversammlungen 1903 - 1940 (Landesarchiv Glarus, Gemeindearchiv)

 

1914

 

Ausbruch 1. Weltkrieg. Lebensmittel werden rationiert. Vermehrter Eigenanbau von Lebensmitteln im Kanton Glarus:

Anbau Kartoffeln von 155 ha auf 300 ha erweitert,

Anbau Getreide von vermutlich 0 auf 200 ha, Ackerbau 1918 insgesamt 544 ha.

Die Teuerung lässt die Kaufkraft der Löhne um 30% sinken.

 

1914

10-25

Eröffnungsworte des Gemeindepräsidenten an der Gemeindeversammlung vom 25. Oktober 1914:

Herr Gemeindepräsident G. Blesi eröffnet die Versammlung mit den Worten, dass wir uns gegenwärtig in einer sehr ernsthaften Zeit befinden, wie sie noch keine unter uns erlebt haben.

Bekanntlich herrscht unter unsern Nachbarstaaten ein Krieg wie die Geschichte noch keinen aufzuweisen vermag. Eine ungeheure Masse von jungen Menschenleben wurden geopfert, welche sehr trübe Familienbilder hinterlassen. Die Staaten erleiden grosse finanzielle Verluste, welche auf Land und Welt viele Jahre schwer drücken. Unser liebes Vaterland ist bis zur Stunde noch nicht im Kampf verwikelt, sondern geniesst die Anerkennung der Neutralität der sämtlichen kriegsführenden Staaten. Von grossen Opfern aber wird das Schweizervolk auch nicht verschont, indem die ganze Armee zur Grenzbesetzung unter den Waffen steht. Auch der lahmgelegte Handel und Verkehr wirft  Schatten auf die Geschäftswelt. Es haben somit der Staat, die Kantone und Gemeinden grosse Aufgaben um den Landeshaushalt im Gleichgewicht zu erhalten. In jedem Schweizerherzen aber schlägt der gleiche Puls, dass es mit Gott möglich sei den Schweizerboden von Blutflecken rein zu erhalten.

 

1915

04-11

Eröffnungsworte des Gemeindepräsidenten an der Gemeindeversammlung vom 4. April 1915:

 

Der Präsident Herr Landrat G. Blesi eröffnet die Versammlung mit den Worten, dass er leider auch diese Versammlung mit dem Thema Kriegswirren einleiten müsse.

Wie ja allen bekannt sei, so haben wir eine sehr schwere Kriegszeit hinter uns. Die Folgen machen sich in verschiedenen Beziehungen fühlbar.

In erster Linie stockt Handel und Industrie noch immer. Auch die Lebensmittel sind sehr im Preise gestiegen, teilweise nicht einmal erhältlich.

Bund, Kantone und Gemeinden müssen ziemliche Opfer bringen, um den Lebensunterhalt im Gleichgewicht zu erhalten.

Auch wir haben einige Notstandsarbeiten ausgeführt und müssen noch solche in Aussicht nehmen, um den Leuten etwas Verdienst zu verschaffen. Die Anlage von Waldwegen werde wahrscheinlich in Aussicht genommen.

Wir können uns doch noch glücklich schätzen, dass wir uns nur mit solchen Sachen befassen müssen.

Denken wir einmal daran was die kriegsführenden Staaten alles zu leisten haben und was sie noch leisten müssen!

Bringt ihnen die heisse Jahreszeit noch schwere epidemische Krankheiten, welche noch verheerender sind als der Krieg.

Wir wollen noch gerne diese Folgen tragen, wenn nur Schwert und Krankheit uns nicht heimsucht.

 

Eröffnungsworte des Gemeindepräsidenten an der Gemeindeversammlung vom 31. Oktober 1915:

Immer werden noch mehr Staaten in den Krieg hineingezogen und von einer Entscheidung sei noch nichts spürbar.

Unsere Druckindustrie werde noch immer schwer von diesem Schicksal betroffen, indem die wichtigsten Materialien nicht mehr geliefert wurden.

Die Arbeiterschaft ist somit immer noch bedrängt, zudem noch die Lebensmittel enorm im Preise gestiegen sind und noch steigen werden.

Die Gemeinden haben wohl für Notstandsarbeiten gesorgt, aber der gleiche Verdienst kann nicht erzielt werden.

Wir haben auch verschiedene Notstandsarbeiten ausgeführt und sind im Begriff noch grössere vorzunehmen.

In Vorstudium sei der Bau von Waldwegen, was der Gemeinde ziemlich in die Finanzen eingreifen werde.

Möge der unselige Krieg bald ein glückliches Ende nehmen.

 

1916

04-02

Eröffnungsworte des Gemeindepräsidenten an der Gemeindeversammlung vom 2. April 1916:

Der Präsident Herr Landrat G. Blesi eröffnet die Versammlung mit den Worten, dass er schon das vierte Mal den Weltkrieg in der Eröffnung anmerken müsse. Bis zur Stunde seien die Feindseligkeiten immer noch im Wachsen. Immer mehr Staaten wurden hineingezogen, sogar Asien und Afrika seine miteinbezogen. Auch Amerika könnte noch in den Krieg verwickelt werden.

Die grossartigen vielen Kämpfe erfordern unendliche Opfer an Menschen und Material. Auch die wirtschaftliche Lage wurde auf eine harte Probe gestellt.

Die Schweiz müsse grosse Opfer bringen zur Erhaltung der Neutralität. Die Einigkeit im Lande habe auch eine ziemliche Erschütterung erfahren, infolge militärischer Pflichtverletzung in Anbetracht der Neutralität verschuldet von zwei hohen Offizieren.

Der tatkräftige hohe Bundesrat habe aber die Differenzen zu einem glüklichen Ziele geführt.

Auch in den .... Volksschichten gab es manchmal kleinere Auseinandersetzungen. Es sei aber die schönste Ideale wenn sämtliche Volksschichten einander in jeder Beziehung gegenseitig den Lebensunterhalt erträglich machen.

Eine schöne soziale Bestrebung liege auf die nächste Landsgemeinde dem Volke zur Abstimmung for; nämlich die Alters und Invalidenversicherung, welche er zur Annahme bestens empfehlen müsse.

 

1917

04-09

Eröffnungsworte des Gemeindepräsidenten an der Gemeindeversammlung vom 9. April 1917:

Der Präsident Herr Landrat G. Blesi eröffnet die etwas schwach besuchte Versammlung mit den Worten, dass er das Bedauern ausdrücken müsse, dass schon wieder eine Anzahl junger Männer zur Grenzbesetzung einberufen seien. Diese müssen fürs Vaterland ziemlich schwere Opfer bringen.

Auch die allgemeine Bevölkerung leide schwer unter den hohen Lebensmittelpreisen und zudem sei kaum mehr alles erhältlich.

Man könne sich einmal nichts anderes denken als dass über 7 volle Jahre 7 magere Jahre kommen werden. es heisse jetzt nun ein Volk von Einigkeit zu sein, damit die schwere Zeit einigermassen erträglich vorübergehe.

 

1918

05-20

Eröffnungsworte des Gemeindepräsidenten an der Gemeindeversammlung vom 20. Mai 1918:

Die etwas spät angesetzte Gemeindeversammlung tagt immer noch im Zeichen des Krieges. Haben auch die Zentralmächte dem mächtigen Gegner im Osten die eiserne Faust auf den Nacken gesetzt und zum vielleicht bloss papiernen Frieden genötigt, um so hartnäckiger geht im Westen das wahnsinnige Völkergemetzel weiter & ein Ende des unseligen Krieges ist heute unbestimmter als zuvor.

Immer schwieriger gestaltet sich die wirtschaftliche Lage unseres Landes. Alle wichtigen Lebensmittel müssen rationiert werden und sind um das doppelte & mehrfache im Preise gestiegen. Industrielle, Gemeinden, Kanton & Bund sind bestrebt, die stets wachsende Notlage unserer Bevölkerung durch Ausrichtung von Teuerungszulagen zu mildern.

 

1918

11-11

Ende 1. Weltkrieg. Spanische Grippe fordert im Glarnerland 200 Tote.

 

1919

05-04

Eröffnungsworte des Gemeindepräsidenten an der Gemeindeversammlung vom 4. Mai 1919:

Infolge der regierungsrätlichen Versammlungsverbote als Massnahme zur Bekämpfung der heimtükischen Grippe (Lungenpest) ist die Herbstgemeindeversammlung 1918 ausgefallen. Die heutige Versammlung tagt endlich wieder im Zeichen des Friedens. Nicht durch das Schwert bedingt, sondern vom Hunger gelähmt sind die Zentralmächte durch die Übermacht der Entente zum Waffenstillstand und dem nun folgenden Frieden genötigt worden. Hat auch die Schweiz das Glück gehabt, von den militärischen Ereignissen verschont zu bleiben, so haben sich doch hier wie in ganz Europa durch den Krieg geistig und politisch, wirtschaftlich & geschäftlich Veränderungen und Entwicklungen vollzogen, welche eine ganz neue Situation geschaffen haben, denen gerecht zu werden, das Ziel der künftigen, wirklichen Völkerbünde sein wird. Unüberlegte Gewaltaktionen wie der Novemberstreik und die dadurch bedingten zahlreichen Opfer von braven Wehrmännern, würden kaum geeignet sein, das grosse  Wilston'sche Friedenswerk einem guten Ende entgegenzuführen.

 

 

 

 

                                                                                                                                                                             zurück